Auch wenn Nashville als Zentrum der Countrymusik bekannt ist, sind wir aus einem ganz anderen Grund hier. Unter anderem weil hier unser Flug gelandet ist und wir ab jetzt mit dem Mietwagen weiter Richtung Alabama fahren wollen. Unser heutiges Reiseziel ist das Lane Motor Museum, nur zwei Kilometer von unserem Hotel entfernt wartet eine für amerikanische Verhältnisse ziemlich untypisch auf europäische Kleinwagen und exotische Antriebskonzepte die es vielleicht aus gutem Grund nicht in großer Stückzahl auf die Straße geschafft haben.
In den Hallen einer ehemaligen Industriebäckerei hat sich der Gründer Jeff Lane vor gut 23 Jahren den Traum von einem eigenen Automuseum erfüllt. Bis jetzt kennen wir das Museum nur von Fotos und Videos aus dem Netz. Von außen sieht das Gebäude erstmal relativ unscheinbar aus, aber wenn man auf den Parkplatz herumfährt weiß man das sich der Besuch lohnen wird; nicht nur weil auf dem Besucherparkplatz ein paar amerikanische Oldtimer stehen die gerade scheinbar einen kleinen Ausflug machen sondern auch weil sich hier ein 1959er LARC-LX befindet. Das ist eine Kreuzung aus Amphibienfahrzeug und Landungsboot, 88 Tonnen schwer und 5,8m hoch. Perfekt um für die Armee schnell große Mengen Material und Truppen von der Küste an Land zu bringen. Angetrieben von 4 Dieselmotoren mit jeweils 265PS. Alternativ eignet sich das Gefährt auch wunderbar dazu alte rostige NSU Prinz platt zu walzen wie ein Pancake.
Da es draußen doch ganz schön heiß ist gehen wir jetzt erstmal rein ins Museum. Dort bekommen wir direkt eine gute und eine schlechte Nachricht: die Klimaanlage ist kaputt, dafür bekommen wir ein paar Dollar Rabatt. Für uns auch in Ordnung schließlich wären wir definitiv so schnell nicht nochmal hier vorbei gekommen und müssen die Gelegenheit einfach nutzen. Nach der freundlichen Begrüßung gehen wir erstmal in den Kinosaal und schauen uns den Film zur Entstehungsgeschichte des Museum an. Das aus einem einzelnen 1955 MG TF den Jeff Lane als Jugendlicher eigenständig restaurierte irgendwann einmal eine Sammlung von über 450 Fahrzeugen wurde (die nicht alle immer ausgestellt werden), konnte wohl niemand erahnen. Besonders wegen den vielen Dreirädern, Kleinstautomobilen und Einzelstücken sollte man unbedingt mal vorbei kommen wenn man in der Nähe ist.
Planmäßig ist dieses Museum nicht das letzte während unserer USA Reise, aber sehr wahrscheinlich werden wir nicht nochmal so viele Europäische, Asiatische und Russische Fahrzeuge an einem Ort zusammen sehen. Ob und welche von diesen Importwagen in ihrem ersten Leben bereits in den USA unterwegs waren oder erst später, als Oldtimer, hier her gekommen sind lässt sich leider nicht nachvollziehen. Aber das ein Fiat Multipla nie offiziell in Nordamerika verkauft wurde ist ziemlich gewiss. Ebenfalls nie verkauft, weil es nur einen einzigen Prototypen gab, ist der 1957er Aurora. Gebaut von Alfred Juliano um das sicherste Auto seiner Zeit zu werden. Unter anderem mit Sicherheitsgurten, gepolstertem Armaturenbrett, Sicherheitslenksäule, Panoramascheiben und einer Glasfaserkarosserie. Ob es am ungewöhnlichen Design, dem Preis oder der starken Konkurrenz aus Detroit gescheitert ist, lässt sich nicht sagen.
Das genaue Gegenteil von einem möglichst sicheren Auto befindet sich unmittelbar daneben. Ein 1932er Helicron, eine Kreuzung aus Auto und Flugzeug. Das so etwas in Frankreich erfunden wurde, wundert uns irgendwie überhaupt nicht. Weil ein riesengroßer und ungeschützter Häcksler an der Fahrzeugfront noch nicht riskant genug ist, hat dieses FlieWaTüüt nur an der Vorderachse eine Bremse, dafür ist die Hinterachse gelenkt und gefedert. Auch wenn der Propeller für Abkühlung sorgt, würde ich doch ziemlich ins Schwitzen kommen wenn ich damit fahren müsste. Das es Prinzipiell möglich ist beweist der Kurator mit einem spontanen Probelauf. Und wie sowas in Bewegung aussieht haben wir selbst 2022 bei den Classic Days in Düsseldorf erlebt, dort hatte das Lane Motor Museum ein anderes Propellerauto mitgebracht und vorgeführt.
In einem abgetrennten Bereich der Ausstellungshalle befindet sich die wilde Bastelecke. Hier sind alle möglichen Konstruktionen zusammengetragen die von begnadeten Hobbyschraubern in der heimischen Garage zusammengebaut wurden. Von einem Feuerwehrmann der für den täglichen Arbeitsweg einen Elektroroller aus Teilen vom Schrottplatz konstruiert hat über einen Jungen der 1920 einen Harley-Davidson Motor und einen Propeller auf eine bessere Seifenkiste gesetzt hat bis hin zum französischen Landarzt der sich ein eigenes Auto baute damit er die schmalen Wege zu seinen Patienten bei jedem Wetter sicher befahren konnte und dafür Teile von diversen Serienautos und eine Menge Kreativität benötigte. Sowas aufzuheben und den Aufwand zu betreiben sie hier ins Museum zu bringen zeugt schon von einer großen Leidenschaft. Solche Museen sollte es wesentlich häufiger geben.
Was es vielleicht besser nicht häufiger geben sollte sind Ufos auf der Straße die zwar keinen Propellerantrieb haben aber ansonsten nicht mehr weit von einem Flugzeug entfernt sind. Von der schlechten Zugänglichkeit von Motor und Gepäckraum abgesehen sieht es zumindest ganz lustig aus. Ob wir damit freiwillig eine längere Strecke fahren wollen ist dabei eine ganz andere Sache. Vielleicht hätte man dieses Konzept noch weiter verbessern können - das Oscar Mayer Wienermobil sieht von vorne jedenfalls nicht unähnlich aus. Alternativ gäbe es hier noch diverse Dreiräder die wahlweise vorne oder hinten nur ein Rad haben. Oder für ganz Verrückte auch noch das Rauten-Auto bei dem die vier Räder nicht in den äußeren Ecken sondern wie bei einem Motorrad mit Beiwagen (auf beiden Seiten) angeordnet sind. Andere Konstrukteure kommen mit zwei temporären Stützrädern zum Parken aus und verlassen sich ansonsten auf ein großes Gyroskop.
Etwas konservativer aber für die breite Masse deutlich unterhaltsamer ist eine der aktuellen Sonderausstellungen unter dem Motto "First Person Fantasies" dreht sich hier um Motorsportfahrzeuge die es auf den Bildschirm von Spielekonsolen geschafft haben. Von den frühesten Anfängen in Arcade aus den 1970ern bis zu vollinversiven Fahrsimulatoren der Gegenwart. Natürlich begleitet mit den entsprechenden Fahrzeugen dazu. Über Dodge Viper und MG Metro bis zum Renault Clio V6 oder Nissan 300ZX. Und zur Abwechslung hängen noch ein paar Flugzeuge von der Hallendecke hinunter, schließlich muss jeder freie Raum in diesem Museum genutzt werden. Die angrenzende Restaurationswerkstatt ist für Besucher leider nur durch ein Fenster zu betrachten und war während unseres Aufenthalt nicht in Betrieb.










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