Freitag, 14. Dezember 2018

VW T4: Immer Ärger mit der Elektrik


Irgendwas ist ja immer. Selbst bei einem soliden Transporter ohne viel Schnickschnack kann die Elektrik Probleme machen. Manche Fehler sind selbst verursacht und Andere tauchen von alleine auf und machen sich nur sporadisch bemerkbar. Wirklich gut ist keins von beidem. Darum machen wir uns heute an die Arbeit und versuchen alle Fehler zu beheben. 



Alles hat damit Angefangen dass die ABS Kontrollleuchte am Ende des ersten Schweißmarathon nicht mehr ausging. Trotz größter Sorgfalt (Batterie vor dem Schweißen abklemmen) muss trotzdem irgendwas kaputt gegangen sein. Offensichtlich ist der Kabelstrang welcher zum ABS-Modul im Motorraum führt durch die Hitze beim Schweißen angeschmort worden. Dabei gerieten ein oder mehrere Kabel direkt aneinander und beim ersten Start gab es einen Kurzschluss. Dumm gelaufen das ganze. Nachdem die Kabel alle wieder ordentlich isoliert und repariert sind, versuchen wir es nochmal. Die ABS Leuchte geht tatsächlich kurz aus, aber sobald der Bulli schneller als Schrittgeschwindigkeit fährt ist sie wieder an. Das war es dann wohl noch nicht. 


Da dieser Bulli nicht der einzige Volkswagen im SZK-Fuhrpark ist, haben wir mittlerweile auch für diese Marke die passende Software und Anschlusskabel um den Fehlerspeicher aus zu lesen. Wie nicht anders zu erwarten spuckte der Computer auch wirklich eine Fehlermeldung aus: Code 301 Rückförderpumpe für ABS (V39). Damit wissen wir zumindest ein bisschen mehr als zuvor. Mit den spärlichen Informationen die sich im Internet über die alte ABS-Generation im T4 finden lassen, können wir zumindest sagen dass es zwei Sicherungen und zwei Relais am Hydraulikblock und eine Sicherung für das Steuergerät im Innenraum gibt. Wenn wir Glück haben ist nur eine Sicherung kaputt.


Das erste Problem besteht schon darin dass die genaue Einbauposition der beiden dicken Sicherungen für den ABS-Block unbekannt ist. Mit detektivischem Spürsinn und in dem wir den Kabeln vom ABS folgen, fand sich eine kleine Kunststoffbox in der zwei Blattsicherungen befanden. Beide sind intakt. Der nächste Punkt sind die beiden Relais (4Pol für die Pumpe, 6Pol für die Ventile) im ABS-Block unter der schwarzen Abdeckung. Eines Steuert die Ventile und eines die Rückförderpumpe. Mit dem  Relais für die Pumpe auf der Werkbank können wir eine kurze Funktionsprüfung machen; wenn die Pinne 85 und 86 mit Spannung versorgt werden, sollte das Relais hörbar klicken und auf den Pinnen 87 und 30 Durchgang (kein signifikanter Widerstand) messbar sein. Hier ist soweit alles in Ordnung.


Dann testen wir doch mal was passiert wenn das Relais überbrückt wird. Durch eine Drahtbrücke verbinden wir die Kontakte 87 und 30 am ABS-Block kurz miteinander und lauschen ob die Pumpe Lebenszeichen von sich gibt. Das tut sie auch. Ein erster kleiner Hoffnungsschimmer für uns. Den ABS-Block zu tauschen wäre nicht nur teuer sondern auch Arbeitsintensiv geworden. Trotzdem müssen wir weiter nach der Ursache suchen. Unser nächster Anhaltspunkt sind die Kabel zwischen ABS-Block und Steuergerät. Dafür müssen wir erstmal den Stecker von beiden Geräten abnehmen und die Kabel alle auf Durchgang prüfen. Im Motorraum ist das noch ganz leicht, im Innenraum müssen erstmal der Teppich (zwei Plastikmuttern) und der Seilzug für die Motorhaube (zwei Schrauben am Griff) aus dem Weg geschafft werden. Dann noch eine Schraube am Steuergerät und der Blechkasten kann mit sanfter Gewalt aus seinem Rahmen gehebelt werden.



Der Stecker ist mit einer Blechklammer gesichert und kann "einfach" nach oben abgehoben werden. Die weiße Hülle am Stecker ist mit einer Schraube gesichert und kann nach zur Seite weg geschoben werden. Idealerweise hat man nun einen Helfer dabei der am anderen Ende der Kabel die Messkabel vom Multimeter an das jeweilige Kabel hält. Da wir nur die Kabel am ABS-Block unter Verdacht haben, sind es nur ein Dutzend Leitungen die geprüft werden müssen. Alle Kabel haben unter 1Ohm Widerstand und auch keine Kurzschlüsse untereinander. Soweit so gut. Dann müssen wir jetzt wohl ins tiefe Wasser springen und in ein neues gebrauchtes Steuergerät investieren, in der Hoffnung dass damit alle Probleme beseitigt sind. Für 25€ plus Porto findet sich im Internet passender Ersatz und ist nach wenigen Tagen bei uns Zuhause.


Beim ersten Einschalten der Zündung macht sich leichte Nervosität bemerkbar, aber wir haben keine andere Wahl. Also Motor an und los fahren. Und was soll ich sagen die Lampe bleibt tatsächlich aus. Das ist schon mal ein gutes Zeichen. Jetzt wollen wir nur noch einen Funktionstest machen. Die Vollbremsung auf nasser Fahrbahn bestätigt die erfolgreiche Reparatur. Dann können wir ja mit den anderen Elektrikfehlern weiter machen, ist ja nicht so dass der Wagen nur einen hätte.


Im Rahmen der langwierigen Fehlersuche rund um die sporadischen Startprobleme wurde im Januar dieses Jahres unter anderem auch der Zündanlassschalter getauscht. Kaum 8 Monate später wollte der Bulli vom einen auf den anderen Moment nicht mehr starten. Die Zündung ließ sich ganz normal einschalten aber der Anlasser lief einfach nicht mehr an. Auf blauen Dunst bauten wir den alten Schalter wieder ein und betätigten ihn mit einem Schraubendreher - der Zündschlüssel muss im Schloss bleiben für das Lenkradschloss und die Wegfahrsperre. Damit sprang der Motor direkt einwandfrei an. Leider sollte es schon am nächsten Tag in den mehrwöchigen Urlaub gehen und so schnell ließ sich kein passender Ersatz mehr besorgen. Wohl oder übel muss dieses Provisorium jetzt einige Zeit durchhalten.



Nach der erfolgreichen Heimkehr aus dem Urlaub, wo sich der Bulli mit der selbstgebauten Campingausrüstung und der Zusatzbatterie sehr gut machte, können wir endlich den neuen Schalter einbauen. Damit funktioniert auch das Radio wieder. Sehr merkwürdig alles. Genau so wie der letzte Elektrikfehler den wir am Bulli nun beheben müssen: wenn man lenkt flackert die Instrumentenbeleuchtung, der Scheibenwischer macht sich selbstständig und das Licht geht kurz aus. Zunächst hatten wir die Steckkontakte am Lenkstockschalter unter Verdacht, doch hier ist soweit alles in Ordnung und auch mit Kontaktspray ändert sich nichts an den Symptomen. Also muss das Lenkrad abgebaut und die vier Stecker & drei Schrauben der Blinker- und Wischerhebel gelöst werden. Mit den Teilen in der Hand können wir sie erstmal mit Pressluft ausblasen und hinterher mit Kontaktspray duschen.


Ausser einer kleinen Flamme als sich die Reste vom Kontaktspray entzündet haben (Tipp: Lenksäulenverkleidung für den ersten Probelauf weglassen) brachte diese Aktion das gewünschte Resultat; alles funktioniert wieder wie es soll und auch beim Lenken bleibt das Licht an. Hoffentlich war das für die absehbare Zeit der letzte ernsthafte Defekt am Bulli. Wenn nicht, werden wir darüber sicherlich berichten.

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