Ein bisschen Kühlwasserverlust und Ölverbrauch am Passat sind ständige Begleiter solange wir uns zurückerinnern können. Teilweise einfach dem Fahrzeugalter geschuldet und teilweise nur weil Plastikteile direkt an den Motorblock zu schrauben einfach keine wirklich gute Idee ist. Wir wollen heute versuchen den Motor wieder dicht zu kriegen damit nicht mehr bei jedem Tankstopp Benzin, Öl und Wasser aufgefüllt werden müssen.
Dafür sollen die undichten Stellen gefunden und dann abgedichtet werden. Beim Kühlwasserverlust soll uns ein neues Werkzeugset helfen; ein Kühlsystemprüfkoffer. Darin enthalten ist eine Handpumpe um alle Leitungen unter Druck zu setzen ohne den Motor laufen zu lassen und eine Vakuumpumpe um die Anlage nach einer (hoffentlich) erfolgreichen Reparatur schnell und einfach zu entlüften. Warten wir mal ab ob das auch so klappen wird.
Normalerweise suchen wir erstmal den Motorraum nach Ablagerungen von verdunstetem Kühlwasser ab, das ist ein guter Indikator wenn irgendwo langsam aber beständig Wasser austritt. Leider ist der Motor nicht sonderlich gut geschützt so das Schmutz und Spritzwasser von der Straße sich überall ablagern und die Suche erschweren. Genau darum haben wir jetzt ja unsere Handpumpe. Mit dem passenden Adapter für den Ausgleichsbehälter-Deckel können wir die Anlage unter Druck setzen. Es brauchte gar nicht viel Druck um die Schwachstelle im System aufzuspüren; auf der Kupplungsglocke sammelt sich eine kleine Pfütze Kühlwasser die stetig größer wurde. Offenbar ist der Kunststoff-Kühlwasserflansch am Zylinderkopf undicht.
Vor einigen Jahren hatten beide Passat 35i schon mal einen undichten Kühlwasserflansch, damals noch an der Vorderseite vom Motorblock. Scheint so als ob nun auch hier die Dichtungen hinüber sind. Immerhin ist das Ersatzteil recht einfach zu kriegen und der Austausch auch keine allzu große Hürde - abgesehen von der unbequemen Arbeitshaltung, der Sauerei mit dem Kühlwasser und eventuell festgegammelten Schrauben und Leitungen die uns im Weg liegen.
Der erste Schritt ist wie bei fast allen Arbeiten am Kühlsystem, selbiges zu entleeren. Dazu lösen wir den unteren Kühlwasserschlauch direkt am Kühler und fangen die Flüssigkeit in einer großen Wanne auf. Danach müssen wir uns den Weg zum Kühlwasserflansch freischrauben. Auf den Stehbolzen mit denen der Flansch am Motorblock gehalten wird, ist das Halteblech vom Zentralstecker ebenfalls mit zwei Muttern befestigt -lösen und entfernen. Ausserdem liegen die Kühlwasser- und Kurbelgehäuseentlüftungsleitung im Weg. Die daran befestigten elektrischen Leitungen ausklipsen und zur Seite legen. Kühlwasserleitung von der Kurbelgehäuseleitung abschrauben und aus dem Weg drücken. Schlauchschelle vom Kühlwasserschlauch lösen und Schlauch abziehen. Stehbolzen aus dem Block drehen und Flansch abnehmen (weiteres Kühlwasser tritt aus!). Kontaktflächen gründlich reinigen und neuen Flansch mit Dichtung einsetzen, alles wieder zusammen bauen, Kühlwasser auffüllen und entlüften.
Im guten Glauben dass der Motor jetzt kein Kühlwasser mehr verliert, widmen wir uns jetzt dem Ölverlust. Aufgrund der höheren Laufleistung ist ein gewisser Verbrauch einfach normal und hinzunehmen, aber wenn das Öl aussen am Motorblock austritt ist irgendwas ganz und gar nicht in Ordnung. Nachdem in der Vergangenheit schon ein undichter Öldrucksensor gewechselt wurde haben wir dieses mal die Dichtung zwischen Motorblock und Ölfilterhalterung unter Verdacht. Die Dichtung ist nur ein besseres Stück Papier und gar nicht teuer. Wir versuchen unser Glück einfach mal und sehen was es bringt.
Als erstes den Ölfilter vom Anschluss am Motorblock abschrauben um an die dahinter liegenden Inbusschrauben zu gelangen. Die vier Schrauben sind ziemlich fest angezogen, darum empfehlen wir dringend sie vorher gründlich zu säubern und das Inbusbit mit einem Hammer bis zum Anschlag in den Schraubenkopf zu treiben. Sobald die Schrauben entfernt sind müssen wir nur noch den Öldrucksensor abstöpseln und dann kommt uns das Teil schon von allein entgegen. Mit einem Stück Schleifvlies und WD40 reinigend wir die Kontaktflächen und bauen alles mit einer neuen Dichtung wieder zusammen. Vorläufig kommt der alte Ölfilter wieder zurück an den Motor.
Wo wir schon mal dabei sind und ohnehin noch einen Ölwechsel planen, möchten wir noch einen Trick ausprobieren der schon beim Dreiliter BMW sehr gute Resultate brachte; die Kolbenringe reinigen. Natürlich können wir dafür nicht den ganzen Motor zerlegen und die Ringe respektive ihre Nut im Kolben von Hand reinigen. Stattdessen drehen wir die Zündkerzen raus und schütten in jeden Zylinder etwa 50ml WD40 das wir anschließend für 24 Stunden einwirken lassen. In der Theorie sollten so die groben Verschmutzungen und Ablagerungen gelöst werden und die Kolbenringe sich freier bewegen können. Dadurch kriegen sie besseren Kontakt zur Zylinderwand und streifen das Öl ab welches sonst mit verbrannt würde. Ausserdem könnte sich die Kompression ein wenig erhöhen was dem Motor etwas mehr von seiner alten Leistung zurückgibt.
Nach 24 Stunden Wartezeit saugen wir das Öl mit einer langen Spritze bestmöglich aus den Zylindern. Der Rest wird rausgespritzt wenn der Motor (noch ohne Zündkerzen!) durchgedreht wird. Ein paar Lappen über den Kerzenlöchern sorgen dafür das kein WD40 im Motorraum verteilt wird. Wenn die Kerzen wieder installiert sind schieben wir den Passat nach draußen und lassen ihn erstmal im Stand laufen bis der Rauch aus dem Auspuff nachlässt und die Maschine auf Betriebstemperatur kommt. Zum Abschluss machen wir noch einen Ölwechsel samt Filter und dann können wir für heute Feierabend machen.
Theoretisch müsste der Spezialpassat jetzt deutlich weniger Wasser und Öl benötigen. Wir werden das ganze in den nächsten Wochen und Monaten beobachten und dann wieder berichten.
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