Freitag, 26. Juni 2020

Opel Kadett Bremsscheiben, Beläge & Schläuche erneuern

 
 
Die neuen Bremssättel bei unserem weißen Opel Kadett machen ihren Job schon eine Weile ohne Störungen. Dafür quietschen die Bremsbeläge jetzt immer wieder wenn der Wagen ein paar Tage gestanden hat. Wir vermuten das die Paarung von alten Bremsscheiben und alten Bremsbelägen von zwei verschiedenen Autos die Ursache ist. Da die Scheiben ohnehin nicht mehr wirklich gut aussehen, machen wir gleich das große Paket auf und ersetzen alles. Bei der Gelegenheit können wir die Bremsschläuche auch noch mit machen.
 

Bis auf den Hauptbremszylinder und die Radbremszylinder in den hinteren Bremstrommeln hätten wir damit die gesamte Bremsanlage dieses E Kadett saniert. Auch wenn der Wagen nur einen 60PS Motor hat und meistens in der Stadt und weniger auf Landstraßen unterwegs ist, tut es doch gut zu wissen das an den Bremsen nicht gespart wurde und man sich jederzeit darauf verlassen kann ordentlich zu verzögern wenn man kräftig aufs mittlere Pedal tritt.
 

Hätten wir damals beim Tausch der Bremssättel schon die entsprechenden Ersatzteile zur Hand gehabt, müssten wir jetzt nicht sämtliche Arbeitsschritte vom letzten Mal wiederholen. Aber da wussten wir ja auch noch nicht ob der Plan mit den neueren Astra Sätteln auch wirklich erfolgreich sein würde. Lieber zweimal die Arbeit machen als einmal unnötig Geld ausgeben. Apropos Geld ausgeben; die neuen Bremsenteile kaufen wir beim lokalen Teiledealer. Nur nach den HSN und TSN aus dem Fahrzeugschein können wir jetzt nicht mehr so einfach gehen. Schließlich haben wir das Auto verändert.
 

Die Scheiben sind noch unverändert wie beim Original, aber die Beläge suchen wir jetzt für einen Astra F Caravan 1.6i mit 75PS raus. Bei den Bremsschläuchen bleibt alles beim alten, egal welches System von Sattel gerade verbaut ist. Dazu noch eine Flasche DOT4 Bremsflüssigkeit und eine Hand voll Kupferringe, mehr braucht es nicht. Insgesamt müssen wir rund 110€ beim Teile-Dealer auf den Tresen legen. Gar nicht mal so viel wenn man bedenkt was wir alles dafür bekommen. In der Garage kommt der kleine Kadett gleich auf die Bühne damit wir alle vier Räder zeitgleich runter nehmen und später die Bremse einfacher entlüften können.


Da wir beim letzten Mal vorne alles zerlegt haben, beginnen wir auch wieder vorne und erfreuen uns daran das alle Schrauben und Muttern noch immer schön leichtgängig sind. Der Drahtbügel vorne am Bremssattel wird einfach mit dem Schraubendreher rausgehebelt, danach die beiden Stopfen auf der Rückseite entfernen und die dahinter verborgenen Inbusschrauben lösen. Mit etwas drücken und ziehen sollte es gelingen den Sattel samt Belägen von der Bremsscheibe abzuziehen. Falls nicht, einfach mit dem Schraubendreher zwischen Belag und Scheibe packen und vorsichtig hebeln um den Bremskolben etwas zurückzudrücken.


Um die Bremsscheibe selbst von der Radnabe trennen zu können muss zunächst der Bremssattelträger vom Achsschenkel abgeschraubt werden (zwei Inbusschrauben auf der Rückseite). Anschließend die kleine Kreuzschlitzschraube lösen und die Scheibe sofern erforderlich mit Hammerschlägen von der Radnabe trennen. In Anbetracht des Rost gehen wir davon aus das diese Scheiben schon sehr lange Zeit montiert waren. Möglicherweise sind es sogar noch die Originalen gewesen. Als nächstes kümmern wir uns um die Bremsschläuche. Wenn hier irgendwas abbricht oder rundgedreht wird haben wir ein großes Problem. Darum lassen wir uns lieber etwas mehr Zeit und sprühen sämtliche Schrauben und Gewinde mit reichlich Rostlöser ein.


Das selbe machen wir auch schon mal an den Entlüftungsnippeln und Schlauchverschraubungen der Hinterachse. Mit einem geeigneten Bremsleitungsschlüssel lösen wir erst die Leitung an der Karosserie eine Umdrehung und dann mit einem normalen Ringschlüssel auch am Bremssattel. Ab diesem Zeitpunkt beginnt Bremsflüssigkeit auszulaufen, also Handschuhe anziehen, Auffangwanne unterstellen und möglichst zügig arbeiten damit der Ausgleichsbehälter nicht leer laufen und Luft ins System gelangen kann. Die Leitung ist Richtung Karosserie noch mit einem Federblech gesichert das wir einfach mit der Zange abziehen können.


Den neuen Schlauch haben wir uns im Voraus schon parat gelegt. Achtung! Es gibt unterschiede auf der Fahrer- und Beifahrerseite an der Vorderachse. Die neuen Schläuche machen wir wieder zuerst an der Karosserieseite fest und danach am Sattel (neue Dichtringe verwenden!). So vermeiden wir es den Schlauch innerlich zu verdrehen und langfristig zu beschädigen. Nun noch den Kolben im Sattel mit einem geeigneten Rückstellwerkzeug zurückdrücken. Bevor die neue Bremsscheibe jetzt auf die Radnabe gesetzt wird entfernen wir erstmal grob den Rost und waschen sämtliche ausgetretene Bremsflüssigkeit mit Bremsenreiniger ab. Sofern die neue Bremsscheibe mit Konservierungsmittel eingeschmiert war, müssen wir dieses ebenfalls restlos abwaschen.

Mit der kleinen Arretierungsschraube wird die Scheibe an der Radnabe festgemacht. Den Bremssattelträger reinigen wir noch schnell mit der Drahtbürste vom Rost und Bremsstaub, dann kommt er auch wieder an seinen Platz zurück. Die beiden großen Inbusschrauben werden mit Drehmoment und Schraubensicherungskleber angezogen. An den äußeren Berührungspunkten der Trägerplatte vom Bremsbelag tragen wir etwas Bremsenmontagepaste auf, dann werden sie in den Bremskolben beziehungsweise Belagträger eingesetzt. Sattel drauf und die Führungsschrauben ebenfalls mit Schraubenkleber und Drehmoment einsetzen und festziehen. Den Drahtbügel klemmen wir wieder an seinem Platz fest und damit ist die Bremse vorne fast fertig.


An der Hinterachse müssen wir nur die beiden kleinen Bremsschläuche tauschen und können danach das Bremssystem entlüften. Dafür braucht es entweder einen Helfer der das Bremspedal betätigt oder Entlüftungsgeräte die wahlweise unten am Rad saugen oder oben am Ausgleichsbehälter drücken. Wichtig ist beim entlüften das der Ausgleichsbehälter nicht leer läuft und erst dann fertig entlüftet ist wenn keine Luftblasen mehr in der austretenden Flüssigkeit sichtbar sind. Ein festes Bremspedalgefühl stellt sich im Normalfall erst ein wenn an allen Rädern die Leitung entlüftet ist.

Jetzt sind wir fertig mit der Bremse und können zur Probefahrt starten. Quietschen tut schonmal nichts mehr und auch das Pedal ist von Anfang an relativ fest und nicht mehr so matschig wie zuvor. Nach rund 500km Einlaufphase können wir wieder nach Herzenslust den Anker werfen und kommen bestmöglich zum Stillstand. So soll es sein.

Abschließender Hinweis: Die Bremsanlage ist ein sicherheitsrelevantes Bauteil und ein wichtiger Beitrag zur Unfallvermeidung. Dabei kommt es auf alle Komponenten an. Wenn etwas nicht richtig funktioniert oder man sich selbst die Arbeit nicht zutraut sollte man nicht zögern und eine Werkstatt aufsuchen!!! Jeder Unfall ist teurer als die Reparatur einer Bremsanlage.
 

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