Und täglich grüßt das Murmeltier. Letzte Woche hatten wir den Spezialpassat doch schon mal auf der Hebebühne um ein paar Radlager auszutauschen. Heute machen wir damit einfach weiter. Aber dieses mal an der Vorderachse. Das ist zwaar etwas mehr Arbeit als hinten, aber wir tauschen auch nur ein Lager. Das Andere heben wir uns lieber für die nächste Woche auf. Sonst kommt noch Langeweile auf.
Ursprünglich standen die neuen Winterreifen unter Verdacht als die Fahrgeräusche im Innenraum immer lauter wurden. Das die hinteren Radlager jetzt erneuert wurden hing eher damit zusammen das die Bremse hinten etwas Zuwendung benötigte und die Radlager in den Bremstrommeln gar nicht so schwierig zu tauschen sind. Während der Passat so auf der Hebebühne hängt, nutzen wir die Chance um die vorderen Radlager zu prüfen - die Reifen haben wir uns nochmal angeschaut und keinerlei Auffälligkeiten in Form von Sägezahnbildung gefunden. Theoretisch könnten die Antriebswellen auch ein Ursache sein, aber das ist eher unwahrscheinlich solange nicht längere Zeit mit kaputten Manschetten gefahren wurde. Wenn man das Rad schnell dreht und mit der anderen Hand oben ans Federbein fasst kann man tatsächlich spüren wie die Aufhängung leicht vibriert - ein untrügliches Zeichen.
So besorgen wir uns erstmal ein neues Radlager samt dazugehörigen Schrauben, Muttern und Sprengringen die für den Austausch benötigt werden. Im Gegensatz zur Hinterachse braucht es vorne defintiv eine Werkstattpresse um das alte Lager raus und das neue eizupressen. Unser Plan sieht so aus das wir den Achsschenkel ausbauen und damit zu einer Werkstatt fahren die uns dann nur das Lager einsetzen muss. Also ran ans Werk und ab auf die Bühne. Dort demontieren wir das linke Vorderrad und sprühen die Schrauben vom Bremssattelträger, Koppelstange, Spurstangenkopf, Traggelenk und Federbein mit Rostlöser ein. Eigentlich sollte es keine großen Probleme geben da wir vor gar nicht allzulanger Zeit an der Vorderachsaufhängung gearbeitet haben - aber sicherer ist es. Sofern kein ausreichend kräftiger Schlagschrauber zur Verfügung steht empfehlen wir die große Mutter der Antriebswelle schon anzulösen solange das Auto noch auf dem Erdboden steht.
Der Bremssattel wird mitsamt des Trägers vom Achsschenkel gelöst und oben am Federbein aufgehängt. Mit dem Schlagschrauber entfernen wir die Antriebswellenmutter und klopfen die Welle mit dem Gummihammer nach innen aus der Verzahnung - erstmal nur ein kleines Stück. Um den Spurstangenkopf aus seinem Konus zu kriegen benötigt man entweder den passenden Abzieher oder ein paar gezielte und kräftige Hammerschläge auf die Seite vom Achsschenkel in dem der Konus sitzt, die Bremsscheibe kann jetzt auch entfernt werden. Für die Scheidung von Traggelenk und Achsschenkel haben wir eine lange Eisenstange mit einer Kette unten am Querlenker festgemacht, so dass das Ende der Stange sich gegen den Arm der Hebebühne abstützt. Damit ist es uns möglich beide Teile mit bloßer Muskelkraft auseinader zu ziehen. Anschließend können die zwei oberen Schrauben am Achsschenkel mit einer Anreißnadel markiert und entfernt werden. So kann hinterher alles wieder korrekt zusammengebaut werden ohne eine erneute Achsvermessung zu erfordern.
Mit dem nackten Achschenkel / Radlagergehäuse in Händen begeben wir uns zur Werkbank mit dem großen Schraubstock - der dient uns jetzt als Unterlage. Wir müssen den Radflansch mit der Verzahnung für die Antriebswelle aus dem Lager rausschlagen. Eine passend große Nuss und ein dicker Fäustel sind alles was wir dafür brauchen. Anschließend können die Sprengringe auf beiden Seiten vom Lager entfernt werden - im Gegensatz zu den meisten Konstruktionen kann das Radlager beim Passat in beide Richtungen ausgepresst werden. Aber dafür braucht es definitv die passenden Druckstücke und eine Presse. Bevor wir dafür zu einer Werkstatt fahren reinigen wir schonmal die Nuten der Sprengringe und entfernen den ABS Sensorring vom Radflansch. Dabei muss man nur aufpassen keine der Schrauben zu vernudeln.
Der Ring muss demontiert werden um den Innenteil vom Radlager - der bei der Kernspaltung fast immer hängenbleibt - vom Radflansch zu trennen. Unser Werkzeug der Wahl ist ein Winkelschleifer mit Schruppscheibe. Damit können wir vorsichtig eine Stelle so weit wegschleifen bis der Ring aufspringt und sich abziehen lässt. Anschließend reinigen wir die Auflagefläche kurz und montieren den ABS-Sensorring direkt wieder damit er nicht vergessen wird und wir die ganze Aktion zweimal machen müssen. Zeitsprung zwei Stunden in die Zukunft: Wir sind wieder zurück aus der Werkstatt. Dank des talentierten Mechanikers, passendem Werkzeug und vielleicht auch wegen der guten Vorbereitung hat die Presserei gut funktioniert.
Im einzelnen; altes Lager (Aussenring) auspressen, neuen Sprengring einsetzen, neues Lager einpressen, zweiten Sprengring einsetzen, Radlfansch mit ABS-Ring ins Lager einpressen, fertig. Zurück in der eigenen Garage kann der Achsschenkel schon wieder montiert werden. Zunächst sind alle Schrauben nur handfest angezogen um die nötige Bewegungsfreiheit zu haben. Wir fädeln die Antriebswelle ein und hängen alles am Federbein auf. Das untere Trag/Führungsgelenk wieder mit dem Achsschenkel zu verbinden brauchte ein paar Anläufe bis alles zusammenpasst. Mit der Koppelstange und Spurstange ist das Fahrwerk komplett. Zuletzt muss nur noch die Bremsscheibe und der Bremssattel samt Träger wieder an die Achse. Mit einem flachen Schraubendreher drücken wir die Bremsbeläge ein wenig auseinander damit sie einfacher über den Rand der Scheibe rutschen kann.
Weil der Passat gerade so praktisch auf der Bühne hängt entlüften wir bei dieser Gelegenheit nochmal die Bremsanlage und prüfen die Freigängigkeit der hinteren Trommelbremsen. Da hier alles zu passen scheint ist der Spezialpassat jetzt endlich bereit für die Hauptuntersuchung. Die war eigentlich schon im Januar fällig aber ohne die Reparaturen hätte das wohl nicht geklappt. Aus dem Grund wird heute noch schnell ein neues vorderes Blinkerglas in die Stoßstange installiert - das alte war doch sehr undicht und schon grün von innen. Sofern die Nebelscheinwerferblende sich ohne zu zerbrechen raushebeln lässt muss nur ein Stecker gelöst werden und die neue Einheit eingerastet werden. Schade das nicht alles so einfach ist.
Anhang Schrauben und Muttern Drehmomente Federbein / Aufhängung Vorderachse:
Mutter Radlager zur Antriebswelle 265NM bei Sechskantmutter, 90Nm+45° bei Zwölfkantmutter. Schraube Bremssattelträger 125NM. Mutter Spurstangenkopf 35NM. Mutter Traggelenkschraube 50NM. Schraube Federbein zum Achsschenkel 95NM. Mutter Koppelstange zu Querlenker 20NM. Alle selbstsichernden Muttern müssen ersetzt oder mit Schraubensicherungskleber versehen werden.
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