BMW E38 ABS Fehlersuche

 

Das Antiblockiersystem im blauen Autogas Siebener ist kaputt. Das merken wir in erster Linie daran dass die entsprechenden Warnlampen im Kombiinstrument leuchten und der Geschwindigkeitsmesser nichts mehr anzeigt. Einerseits blöd weil man jetzt nicht mehr weiß wie schnell man eigentlich fährt, andererseits toll weil keine Kilometer mehr gezählt werden und der Wertverlust minimiert wird. Natürlich reicht das nicht als Grund den Fehler so zu lassen. Mit der passenden Diagnosetechnik muss es doch möglich sein das Problem zu beheben.

 

Leider stellte sich kurz nach dem Auftreten dieser Fehlermeldung heraus das unser Laptop mit der BMW Diagnosesoftware den Geist aufgegeben hat und wir zum Auslesen des Fehlerspeicher in die Werkstatt fahren müssen. Dort angekommen spuckt der Tester folgende Einträge aus: Signal Raddrehzahlsensor HL fehlt. Bei der anschließenden Probefahrt liefern die übrigen Räder alle zuverlässig Drehzahlsignale, nur hinten links kommt nichts. Tatsächlich wird auch nur dieser eine Sensor für die Tachoanzeige herangezogen und die restlichen Radsensoren werden nur fürs ABS/ASR genutzt.

Ohne weitere Anhaltspunkte spekulieren wir auf einen defekten Raddrehzahlsensor. Das wäre ein verhältnismäßig günstiges Ersatzteil das sich ohne viel Aufwand tauschen lassen sollte. Beim lokalen Teiledealer kostet ein Zubehörteil knapp 30€. Eigentlich müssen wir jetzt nur das linke Hinterrad abschrauben, eine 5mm Inbusschraube lösen und den Sensor rasuziehen. Anschließend alles mit dem neuen Teil wieder zusammenbauen und in der Verteilerdose im Radhaus einstöpseln. Eigentlich. In der Praxis müssen wir uns schon zusammenreißen die Schraube vom Senosr nicht direkt rundzudrehen, so fest sitzt sie - nach 23 Jahren auch keine Überraschung.

 

 

Auch ohne diese Schraube sitzt der Sensor bombenfest im Radlagergehäuse. Beim Versuch ihn rauszuhebeln bricht das Plastikgehäuse einfach durch. Spätestens jetzt brauchen wir definitiv einen neuen Sensor. Blöderweise passt der Neue nicht; wir haben einen grauen Stecker am Kabel und der Ersatz einen blauen. Wie wir erfahren gab es 1998 eine Umstellung, die späteren Modelle brauchen den blauen Stecker. Direkt zurück zum Teiledealer und den Sensor umtauschen. Bloß gut das er noch geöffnet und das passende Teil da hat. 

 

Wieder am Auto müssen die restlichen Trümmerteile aus dem Radlagergehäuse entfernt werden. Wir benutzen dafür eine Bohrmaschine. Wenn man das Staubschutzblech der Bremsscheibe ein wenig verbiegt hat man genug Platz um soweit in den alten Sensor zu bohren bis er zerbröselt und mit einer Pinzette rausgefummelt werden kann. Eine alte Zahnbürste eignet sich sehr gut um die Bohrung zu säubern. Der neue Sensor lässt sich wieder ziemlich schwer einsetzen, ein bisschen WD40 hilft bei der Installation.Nachdem alles festgeschraubt und verkabelt ist können wir zur Probefahrt starten. 

 

Leider tritt die Fehlermeldung direkt wieder auf und der Tacho zeigt auch noch nichts an. Möglicherweise funktioniert der neue Sensor nicht, oder der Kabelbaum ist beschädigt, oder das Steuergerät hat eine Macke oder der Sensorring ist kaputt. Ohne horrende Geldbeträge zu investieren können wir jetzt nicht einfach weiter neue Teile einbauen. Zeit für ein bisschen Fehlersuche ala Jugendforscht. Wir wollen das Radlager kontrollieren, bzw den darin installierten Magnetring über den der Sensor seine Impulse erhält. 

 

 

Und wenn hier alles gut aussieht können wir noch den Kabelstrang und das Steuergerät testen. Aber jetzt kommt der Siebener erstmal wieder auf die Hebebühne und das linke Hinterrad wird demontiert. Um die Antriebswelle auszubauen müssen die sechs E12 Torxschrauben am Differential zuerst gelöst und die Welle vom Differential weggezogen werden. Erst danach die 36mm 12Kant-Mutter am Radlager lösen. Wir empfehlen dafür einen Schlagschrauber zu verwenden da die Mutter sehr fest sitz. Alternativ noch während der BMW auf dem Boden steht mit einem Knebel anlösen. 

 

Mit einem Schonhammer treiben wir die Antriebswelle aus der Verzahnung in der Radnabe und haben endlich freie Sicht auf die Rückseite vom Radlager. Leider ist der Auspuff im Weg so das die Antriebswelle nicht einfach rausgenommen werden kann, aber für unsere Zwecke reicht es. Auf den ersten Blick sieht alles gut aus. Keine großen Metallpartikel kleben am Magnetring und abgefallen ist offenbar auch nichts. Einerseits gut wenn wirklich alles in Ordnung ist, andererseits schlecht weil wir den Fehler weiter suchen müssen. Darum kommt jetzt unser DIY Sensortester zum Einsatz.

 

Alles was wir dafür brauchen ist eine Bohrmaschine, ein dicker Bohrer, ein starker Magnet und etwas Klebeband. Der Magnet wird an den Bohrer gepappt und mit Klebeband zusätzlich fixiert, alles in die Bohrmaschine einspannen. Jetzt müssen wir den ABS Sensor nochmal abschrauben und raus ziehen. Mit dem Diagnosegerät lassen wir uns die einzelnen Raddrehzahlsignale anzeigen. Sofern alles funktioniert müssten wir mit der Bohrmaschine ein Drehzahlsignal erzeugen könen was im Tester angezeigt wird. Und was sollen wir sagen; es funktioniert! Das heißt der Sensor und die Kabel inklusive Steuergerät sind erstmal unverdächtig.

 

Auch wenn das Radlager eigentlich gut aussah vermuten wir gerade dort den Fehler. Ohne passendes Werkzeug ist der Austausch keine ganz einfache Aufgabe, daher laufen noch Verhandlungen ob diese Reparatur in Eigenleistung oder von der Werkstatt gemacht werden soll. So oder so sind wir hoffnungsvoll das der Tacho und das ABS bald wieder richtig funktionieren werden.