Freitag, 1. September 2023

Verkuppelt! Episode 16: Mercedes Sprinter W906

 

Lieferwagen sind praktische Fahrzeuge und leider auch gebraucht noch ziemlich teuer. Darum kann man nicht immer einfach genau das kaufen was man gerne haben will und braucht. Manchmal muss nachträglich optimiert und ergänzt werden. Zum Beispiel eine Anhängekupplung - genau die wollen wir heute installieren. 



Einen Vorteil hat es aus unserer Sicht dann doch wenn man ein Nutzfahrzeug ohne AHK kauft; wir wissen das der Vorbesitzer zumindest ein bisschen weniger Gelegenheit hatte das Auto zu überlasten. Und wir können direkt eine entsprechend tragfähige Variante kaufen mit der dann später hoffentlich auch maximale Anhängelasten von 3500kg (sprich Gesamtgewicht des Zugfahrzeug) machbar sind. Bevor wir soweit sind müssen erstmal ein paar Schrauben gedreht und Leitungen verlegt werden. Das geht zur Not auch auf dem Boden liegend oder mit Auffahrrampen, aber wenn eine Hebebühne zur Verfügung steht macht sie das Leben definitiv leichter. 


Wenn man den Einbauanleitungen für die Kupplung und den Elektrosatz glaubt, sollte die komplette Operation in unter einer Stunde über die Bühne gehen. Wir sind da doch etwas skeptisch und planen pauschal die doppelte Zeit ein. Solange der Sprinter morgen früh wieder Startbereit ist, sind wir schon zufrieden. Die erste Hürde für uns bestand, nachdem der Benz in der Luft hing, darin das Ersatzrad abzunehmen. Nach etwas Recherche im Netz wissen wir jetzt auch wie das geht; zwei Plastikabdeckungen in der Heckstoßstange entfernen, beide Schrauben (SW19) los drehen bis alles locker ist und dann das Gestell in dem der Reifen liegt anheben und die beiden Haken links und rechts wegklappen. Jetzt kann der Korb abgesenkt werden. Aber Achtung das Reserverad ist nicht gerade leicht. 


Trotzdem muss das sein um an die Schrauben der Abschleppöse hinten rechts zu gelangen. Diese wird von drei Schrauben (SW18) am Fahrzeug gehalten und muss jetzt verschwinden. In Zukunft wird das Abschleppseil eben direkt an der AHK festgemacht. Da dieser Wagen mittlerweile auch schon zehn Jahre auf dem Buckel hat, sind die Schrauben ordentlich festgegammelt und wir versuchen erst gar nicht sie von Hand zu lösen. Mit einem Schlagschrauber klappt es umso besser. Anschließend werden die Anlageflächen der Kupplungstraverse zum Rahmen hin von Dreck und Unterbodenschutz befreit. Wenn alles vorbereitet ist wird jeweils links und rechts die Montageplatte angesetzt und die Schrauben handfest angezogen. 


Nun folgt das Querrohr welches auf jeder Seite mit drei Schrauben an den Montageplatten festgemacht ist. Achtung! Je nach Antrieb des Fahrzeug (Front oder Heck) wird das Querrohr an unterschiedlichen Löchern festgemacht. Die Kugelstange samt Distanzstück und Halteblech für die Anhängersteckdose bringen wir bei der Gelegenheit auch gleich an und dann kommt schon der Drehmomentschlüssel zum Einsatz. Die M12 Schrauben der Montageplatten bekommen 120Nm, die M14 Schrauben vom Querrohr 130Nm und die M16 Schrauben der Kugelstange 200Nm. Damit ist der Anbau der Anhängekupplung tatsächlich schon erledigt. Als nächstes beschäftigen wir uns mit der Elektrik - und dafür muss erstmal der Fahrersitz ausgebaut werden (4x E-Torx 12mm&1xTorx T50&1 Stecker). Tatsächlich befindet sich darunter die halbe Bordelektrik und der Durchbruch nach Draußen. 


Wenn der Sitz aus dem Weg ist können wir die schwarze Kabeltülle nach oben ziehen und den darunter liegenden Kabelbinder durchschneiden. So lässt sich diese Gummitülle aufweiten und die Leitung zur Anhängersteckdose einfach durchstecken. Anschließend mit einem neuen Kabelbinder wieder zuziehen und einsetzen. Die Leitung aussen am Fahrzeug wird an die vorhandenen Kabel mit angebunden und endet an der Kugelstange. Hier müssen wir jetzt noch alle 11 Kabel in der richtigen Reihenfolge in der Steckdose anschließen und selbige an die Quertraverse schrauben. Wichtig ist hier noch das Kabel so zu verlegen das es dem Ersatzrad nicht in die Quere kommt wenn es mal dringend benötigt wird. 


In der Fahrerkabine legen wir jetzt die Autobatterie frei. Dazu die Fußmatte entfernen, vier Torx Schrauben anlösen, den Blechdeckel nach vorne schieben und abnehmen. Hier klemmen wir den Minuspol der Batterie ab. Zusätzlich schrauben wir die Abdeckleiste neben dem Fahrersitz ab und entfernen den Teppich im Fahrerfußraum. So haben wir freien Zugang zum Kabelschacht der vom Batteriefach zum Sitz und zum Armaturenbrett verläuft. Durch selbigen ziehen wir das Kabel mit der fliegenden Sicherung zum Batterie Pluspol und schließen es dort an. Der zweite Leitungsstrang ist für die PDC Abschaltung und den CAN-Bus. Wir haben das Kabel einfach mit der Hand hinter der Verkleidung hochgefischt und oberhalb der Pedalerie in Richtung linke A-Säule gezogen. Um hier an alles dran zu kommen muss noch eine Abdeckung unterhalb vom Lichtschalter weichen (1 Schraube). Dahinter verbirgt sich die Zentrale Elektrik. Den hinteren unteren Stecker müssen wir entriegeln und rausziehen. Anschließend das Gehäuse vorsichtig öffnen und das schwarz-rote Kabel auspinnen. 


An seiner Stelle wird das neue Kabel vom Elektrosatz eingesetzt und das alte Kabel in einem entsprechenden Steckergehäuse eingerastet der ebenfalls zum Elektrosatz gehört. So wurde eine Umleitung über das neue AHK-Steuergerät eingebaut. Anschließend den Stecker wieder zusammenbauen und in der ZE einstecken. Das braune zweiadrige Kabel muss in die CAN-Bus Steckleiste rein, diese versteckt sich hinter einer Strebe vom Armaturenbrett und ist auf den ersten Blich schwer zu sehen. Trotzdem gelingt es uns den kleinen Racker aus seinem Versteck zu locken und die Abdeckkappe zu entfernen. Erst danach kann der neue Stecker mit die Leiste gestöpselt werden. Vor dem Wiedereinbau die Abdeckung natürlich wieder anbringen. Jetzt müssen wir nur noch die Masseleitungen sowie das Steuergerät anschließen und die Batterie wieder anklemmen. Mit dem Lichttestkoffer überprüfen wir unsere Installation und wenn alles passt kommt der Fahrersitz wieder rein und wir machen Feierabend. 

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