So langsam enstspannt sich die Lage im SZK-Fuhrpark etwas und einige unserer Autos sind endlich wieder auf der Straße. Damit keine Langeweile aufkommt erreicht uns genau jetzt der Anruf eines Bekannten Volvo-Fahrers. Die letzte (Not-)Reparatur an diesem Volvo Kombi ist noch gar nicht so lange her und jetzt scheint irgendwas an der Bremse fest zu hängen. Der Wagen zieht deutlich schlechter und irgendwas riecht angebrannt. So sollte man besser nicht mehr weiter fahren. Damit die nächsten wichtigen Termine trotzdem nicht ins Wasser fallen, müssen wir den Schweden-Bomber schnellstmöglich wieder flott machen.
Ein Blick auf die Felgen und Bremsscheiben sollte uns einen guten Hinweis liefern wo das Problem genau liegt. Da dieser V70 regelmäßig flott bewegt und eher selten gewaschen wird, sind alle vier Felgen relativ schwarz vom Bremsstaub so das hier noch kein eindeutiges Urteil möglich ist. Dafür müssen wir uns auch noch die Bremsscheibe anschauen. Normalerweise sind sie am äußeren Rand entweder grau bzw. schwarz solange sie noch neuwertig sind oder irgendwann braun vom Rost. Sollte die Scheibe durch Überlastung von einem festsitzenden Bremsbelag überhitzen, ändert sich die Farbe zu einem helleren roten Farbton. Sollte die Bremse sogar bis zum Glühen aufgehitzt worden sein, kann auch die Reibfläche ihre Farbe zu einem grau/blauen Ton ändern.
Zu unserem Glück wurde das Auto nicht schnell oder lange mit der schleifenden Bremse bewegt so dass die Scheibe nicht verglüht ist. Die Beläge sind auch noch nicht verglast oder komplett verschlissen. Wenn wir den Sattel wieder irgendwie gängig machen könnten, sollte der Volvo fürs erste wieder einsatzbereit sein. Damit das klappt stellen wir den V70 auf die Hebebühne, bringen in eine bequeme Arbeitsposition und schrauben das rechte Vorderrad ab (SW19). Der Sattel wird von einem Drahtbügel sowie zwei Führungsstiften (7mm Inbus) am Achsschenkel gehalten. Sobald das alles demontiert wurde können wir versuchen den Sattel mit einem großen Schraubendreher von der Bremsscheibe abzuhebeln.
So wie es aussieht sind beide Beläge gleichmäßig verschlissen und die Führungsbolzen auch gängig, das heißt der Sattel selbst, bzw. der Kolben darin sind das Problem. Mit einem passenden Rückstellwerkzeug drücken den Kolben wieder zurück in seine Bohrung. Das klappt, aber nur mit anstrengung, also irgendwas klemmt hier. Mit einem Helfer im Auto pumpen wir solange mit dem Bremspedal bis der Kolben wieder ein gutes Stück aus dem Sattel rauskommt und schieben die Gummimanschette zur Seite. Darunter kommt eine stark verrostete, ehemals polierte Oberfläche zum Vorschein. Kein Wunder das der Kolben nicht mehr sauber vor und zurück bewegt werden kann.
Als schnelle Notreparatur nehmen wir uns ein Stück Schleifvlies und etwas WD40 um die Oberfläche so gut wie möglich wieder glatt zu kriegen. Damit kann der Wagen wenigstens für ein paar Tage wieder normal benutzt werden. Tatsächlich hatten wir bei einem anderen nochmals älteren Volvo Kombi exakt das selbe Problem und die selbe Lösung - und das funktionierte über ein Jahr so. Sicherheitshalber bestellen wir trotzdem einen neuen Sattel beim örtlichen Teiledealer. Als wenn das Schicksal uns für unsere Pfuscherlösung belohnen wollte dauerte die Lieferung dann auch gleich zwei Tage länger als geplant. So war das nicht schlimm weil der Volvo weiterrollen konnte. Zwischendurch haben wir nur noch die Batterie für eine Nacht ans Ladegerät gehangen damit sie mal wieder richtig voll wird.
Wäre doch zu ärgerlich wenn die Bremse funktioniert aber der Motor nicht mehr anspringt. Drei Tage später steht der Volvo dann endlich wieder auf unserer Hebebühne. Wie beim ersten Mal demontieren wir das Rad und lösen jetzt erstmal den Bremsschlauch an (SW14). Je nachdem wie der Schlauch aussieht mach es jetzt mehr Sinn den Schlauch mit zu tauschen oder nur den Sattel zu wechseln. Im ersten Fall braucht man zusätzlich einen 11mm und 14mm Leitungsschlüssel. Im zweiten Fall muss man nur aufpassen dass der Schlauch beim festziehen nicht verdreht wird, also im Zweifel den Schlauch festhalten und den Sattel drehen bis alles fest ist.
Wo wir schon alles auseinander genommen haben, entfernen wir jetzt auch noch die Bremsbeläge und reinigen die Anlageflächen am Sattelträger. Ein bisschen Keramikpaste an den Enden der Beläge sorgt dafür das hier alles ordentlich flutscht. Das selbe gilt für die Führungsbolzen. Anschließend den Sattel wieder aufsetzen, Bolzen einstecken und festschrauben sowie die Halteklammer anbringen. Bevor das Rad wieder ans Auto kommt muss nun die Bremsanlage entlüftet werden. Dafür nutzen wir ein Entlüftungsgerät und einen Viertelliter neue DOT4 Bremsflüssigkeit. Anschließend Rad drauf, Auto runter von der Bühne und los zur Probefahrt. Bis auf leise Quietschgeräusche von der Bremse funktioniert alles wie es soll. Sollte das Geräusch auf Dauer nicht verschwinden, müssen wir vielleicht doch nochmal in neue Scheiben und Beläge investieren.
Bei der Gelegenheit soll dann auch die abgebrochene Unterbodenverkleidung und klapperige Anhängekupplung repariert werden. Jetzt und hier muss der Volvo erstmal wieder Kilometer schruppen und die Band zum Auftritt bringen.
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