Es gibt zwei Arten von Defekten am Auto: solche die man eine Weile ignorieren kann und solche die auf der Stelle behoben werden müssen. Wenn der Scheibenwischer kaputt ist, fährt man halt nur wenn die Sonne scheint oder wenn der Anlasser kaputt ist, darf man den Motor nicht mehr abstellen oder muss das Auto jedes Mal anschieben um zu starten. Eine kaputte Kupplung gehört nach unserer Einstufung zu den Dingen die man tatsächlich ziemlich gut ignorieren kann, je nachdem wie das Auto benutzt wird.
Im erweiterten SZK Fuhrpark haben wir beide Extremfälle einer kaputten Kupplung schon erlebt, einmal in einem Ford Focus als der hydraulische Nehmerzylinder undicht wurde und die Kupplung nicht mehr trennen wollte und einmal der Mitsubishi Lancer dessen Kupplung soweit verschlissen war das man gar nicht mehr richtig Gas geben konnte. Im ersten Fall musste immer mit eingelegtem Gang gestartet und ohne zu Kuppeln hoch und runter geschaltet werden, im zweiten Fall half nur sehr behutsames beschleunigen in den oberen Gängen.
Das Krümelmonster, der blaue Ford Mondeo Mk2 Turnier, hat nach fast 24 Jahren über 211tkm jetzt auch seine Kupplung aufgebraucht. Im dritten und vierten Gang bemerkt man deutlich, wenn das Gas stärker durchgedrückt wird, wie die Motordrehzahl hoch schnellt ohne das das Wagen beschleunigt. Sofern man dann nicht vom Gas geht riecht es im Auto kurze Zeit später irgendwie angebrannt. Tatsächlich wussten wir schon seit dem ersten Tag (vor rund drei Jahren) das die Kupplung demnächst mal getauscht werden muss. Jetzt haben wir endlich mal die passende Gelegenheit und versuchen unser Glück.
****Exkurs Ford Mondeo Mk2 1.8l Vorderachsträger und Getriebe ausbauen****
Bevor wir überhaupt mi der Arbeit beginnen können brauchen wir ein paar Werkzeuge ohne die diese Arbeit höchst wahrscheinlich nur unter besonderem Aufwand möglich ist; eine Motorbrückeda drei von vier Motorhaltern demontiert werden müssen, ein Wagenheber oder Getriebeheber um genau das damit zu tun, Grube oder Hebebühne da es verdammt unbequem ist im liegen unterm Auto die vielen Schrauben, Halter und Leitungen zu lösen. Ein Schlagschrauber sowie diverse Stecknüsse in 10 13 15 17 18 und 21mm sowie Verlängerungen und Gelenke haben wir auch gebraucht. Und weil das Auto uns Ärgern will auch noch eine Flex und später wohl auch noch ein Schweißgerät, aber dazu kommen wir später.
Als erstes stellen wir den Kombi auf die Hebebühne und bringen ihn in eine bequeme Arbeitshöhe, anschließend die Motorhaube öffnen und die Batterie abklemmen sowie das Getriebe in den Leerlauf schalten. Alternativ auf einer Grube aufbocken. Vorne links und rechts vom Haubenschloss sieht man jeweils einen Plastikstift vom Kühler durch das Gummilager rausragen. Hier schieben wir einen passend dicken Nagel durch. Das ist nötig damit uns später der Wasserkühler nicht einfach nach unten raus fällt wenn die Vorderachse abgenommen wird. Nicht vergessen! Anschließend die Domlagermuttern auf beiden Seiten einige Umdrehungen lösen. Bei Bedarf mit einem Inbusschlüssel die Kolbenstange vom Stoßdämpfer festhalten. Die Muttern nicht komplett entfernen. Je nach persönlichem Geschmack kann man die Federbeine samt Achsschenkel und Antriebswelle entweder hängen lassen oder vom Auto abbauen.
Letzteres macht mehr Arbeit da die Bremssättel noch abenommen und am Auto temporär aufgehangen werden müssen, dafür hat man deutlich mehr Platz um arbeiten. Darum machen wir das auch so. Also die Koppelstange und die Spurstangenköpfe am Achsschenkel abschrauben bzw ausdrücken, Schraube vom Traggelenk entfernen und mit gezielten Hammerschlägen den Querlenker unten aus dem Achsschenkel treiben. Bremssattel abschrauben und mit Draht aufhängen, ABS-Sensor abstöpseln und Kabel lösen. Mit einem abgewinkelten Montierhebel kann jetz relativ bequem die Antriebswelle aus dem Differentialgehäuse abgedrückt werden. Achtung! Sobald das auf der Fahrerseite passiert, läuft Getriebeöl aus. Wir haben als Stopfen einfach ein Papiertuch in einen Gummihandschuh gesteckt und damit die Öffnung verstopft.
Tatsächlich hielt das ziemlich gut dicht. Jetzt kann die Mutter am Domlager komplett gelöst und das Federbein abgenommen werden. Auf der Beifahrerseite machen wir das genau so, nur mit dem Unterschied das die Antriebswelle hier zweiteilig ist und nicht direkt ins Differential ragt. Wo wir schon mal im Radkasten stecken, entfernen wir die untere Radhausschale sowie die vordere Unterbodenverkleidung. Wieder oben im Motorraum muss jetzt der Luftfilterkasten ausgebaut werden (inklusive Schlauch für die Kurbelgehäuseentlüftung) und Ansaugrohr. Darunter verbergen sich nicht nur die Schrauben vom Anlasser und von der Kupplungsglocke (alle lösen und entfernen) sondern auch die Stecker zur Lambdasonde, Tachosignal und Rückfahrlichtschalter. Alle Leitungen lösen und aus dem Weg legen.
Das selbe gilt für die Hydraulikleitung zum Nehmerzylinder am Getriebe. Erst den Sicherungsclip abziehen (nicht verlieren!) und dann den Schlauch abziehen. Achtung! Auch hier läuft Flüssigleit auf. Wir empfehlen einen dicken Lappen drumherum zu legen. Den Hitzeschutz vom Auslasskrümmer abschrauben und die vier Schrauben vom Hosenrohr demontieren. Jetzt kommt unsere Motorbrücke zum Einsatz. Genau so wie sie schon beim Zahnriemenwechsel gebraucht wurde, nur das dieses Mal alle anderen Halter abgenommen werden müssen und nur der oben rechts am Motorblock sitzen bleibt. Die nächsten Arbeiten werden jetzt von unten erledigt. Die zweite Antriebswellenhälfte abschrauben und rausziehen, Loch wieder verstopfen. Halterungen für Servolenkungsleitung am Achsträger abschrauben. Lenkgetriebe vom Achsträger abschrauben (etwas fummelig aber von der Seite erreichbar).
Auspuffflansch zwischen Katalysator und Motor trennen (bei uns nur mit der Flex möglich) und die Rohrhalterung vom Motorblock abchrauben. Hosenrohr zur Seite legen. Trocknerflasche der Klimaanlage vom Achsträger abschrauben. Motorlager vorne und hinten (Kühler und Spritzwand) am Motor und Achsträger lösen und komplett entfernen. Die verbliebenen Schrauben zwischen Motorblock und Kupplungsglocke entfernen, auch die Schraube am Anlasser so da dieser nach hinten weggezogen werden kann. Die elektrischen Leitungen am Anlasser bleiben angeschlossen. Jetzt kommt der erste heikle Moment. Wir müssen die Vorderachse abnehmen. Dafür empfehlen wir entweder einen Helfer oder eine passende stabile Unterkonstrukion damit die Achse nicht runterknallt wenn alles gelöst wurde. Achtung! Die hydraulischen Leitungen beim Lenkgetriebe bleiben sehr leicht an der Achse hängen und könnten beschädigt werden.
In unserem Fall ließen sich trotz Schlagschrauber und reichlich Kriechöl, das im Vorraus in die Karosserielöcher oberhalb der Schrauben gesprühr wurde, nur zwei von vier der dicken Schrauben entfernen. Für die anderen beiden blieb uns nichts anderes übrig als die Flex anzusetzen und Löcher in die Karosserie zu schneiden bis genug Platz war um einen Ringschlüssel anzusetzen. Diese Löcher müssen später natürlich wieder zugeschweißt werden wenn alles erledigt ist. Aber das interessiert uns jetzt erstmal nicht. Die Achse ist gelöst und kann abgesenkt werden, bzw wie in unserem Fall das Auto angehoben werden und die Achse bleibt auf dem Boden zurück. Damit ist der Weg zum Getriebe frei. Nur noch die Halterung oben am Getriebelager lösen (drei Muttern und die Motorbrücke soweit absenken bis das Getriebe genug Platz hat am Längsträger vorbei zu kommen.
Wir haben beim Ausbau die Seilzüge der Schaltung erstmal angeschlossen gelassen. Sollte es beim Einbau zu Problemen kommen, können wir sie immernoch trennen. Mit dem Wagenheber unterm Getriebe ziehen wir es langsam vom Motor weg und senken den Heber dabei weiter ab. Das war schon der ganze Zauber. Achtung! In unserem Fall waren die Benzinschläuche, Servoschläuche, Kühlwasserschläuche und Unterdruckschläuche ausreichend lang und flexibel das nichts gelöst werden musste. Das ist nicht bei jedem Auto der Fall- also aufpassen das nichts abreißt und im Zweifelsfall den Motor so wenig wie nötig absenken.
****Exkurs Ende****
Beim nächsten Mal kümmern wir uns dann darum die alte Kupplung und das Ausrücklager gegen neue Teile zu tauschen und anschließend das ganze Puzzle wieder richtig zusammenzusetzen. Wir werden berichten sobald wir das geschafft haben.
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