Freitag, 27. Dezember 2024

Schöne Bescherung: Suzuki Splash will nicht mehr anspringen


Wenn es einen Ort gibt der irgendwie bestmöglich ist um mit seinem Auto eine Panne zu haben, mal abgesehen von der eigenen Garage oder vor der Werkstatt des Vertrauens, sollte ein Parkhaus oder Tiefgarage noch ziemlich weit oben auf der Rangliste stehen, jedenfalls besser als im strömenden Regen, auf der Autobahn, an Weihnachten. Dieser rote Suzuki hat sich ein trockenes Plätzchen gesucht bevor er den Dienst quittierte. Nachdem der Pannendienst vor Ort nichts finden konnte, dürfen wir uns jetzt damit befassen. 



Abgesehen davon das man nicht nass wird und wahrscheinlich nicht so schnell unter die Räder kommt, haben wir auch ein paar Nachteile durch diesen Arbeitsplatz in kauf zu nehmen; sofern wir nicht unser Werkzeug zu Fuß anschleppen wollen, müssen wir mit dem Auto ins Parkhaus fahren und dafür bezahlen. Der Platz ist auch ziemlich knapp bemessen, schließlich stehen rundherum andere geparkte Autos und wir können keine wilden Experimente starten die eventuell einen Unfall verursachen oder ein Feuer starten. Selbst ein stark qualmender Motor mit entsprechender Rauchentwicklung könnte schon Alarm auslösen. 



Darum wollen wir hier im Parkhaus erstmal ein paar schnelle Prüfungen machen und wenn es nicht gelingt den Motor mit wenig Aufwand vor Ort zu reparieren, müssen wir uns Gedanken machen wie der Stadtfloh es zu uns nach Hause schaffen soll. Immerhin haben wir keinen besonderen Zeitdruck da der Wagen hier einen festen Dauerstellplatz hat. Ansonsten würden wir uns ernsthaft Gedanken machen wie lange es noch dauert bis die Parkgebühren den Restwert des Autos überstiegen haben. Natürlich möchte die Fahrerin ihr Auto schnellstmöglich zurück auf der Straße sehen damit sie nicht mehr auf Bus & Bahn angewiesen ist.



Da der "echte" mobile Pannendienst schon vor uns einmal hier gewesen ist, erwarten wir ehrlicherweise nicht mit einer simplen Starthilfe den Motor zurück ins Leben zu holen. Von einer kaputten Benzinpumpe über die Zündanlage bis hin zu einem Steuergeräteprobleme oder der Wegfahrsperre kann verdammt viel auch an so einem kleinen Auto in Frage kommen warum es jetzt und hier nicht mehr laufen will. Trotzdem fangen wir erstmal mit den naheliegenden Dingen an. Den Rest können wir immer noch zuhause weiter untersuchen. 



Der erste Schritt ist das Problem nachzuvollziehen. Erstmal ins Auto setzen und versuchen den Motor zu starten. Der Anlasser dreht den Motor zwar durch aber nicht wirklich mit Schwung. Also Starthilfebox anschließen und nochmal versuchen. Damit klingt der Anlasser zumindest etwas energischer. Da die Benzinpumpe deutlich hörbar angelaufen ist, die Tankanzeige etwas anzeigt und die Warnleuchte der Wegfahrsperre ausgegangen ist, können wir diese Punkte vorläufig abhaken. Unabhängig von einer ausreichenden Startdrehzahl braucht der Motor Luft, Treibstoff, Zündfunke und Kompression. Fast alles davon können relativ schnell und einfach (grob) geprüft werden indem wir die Zündkerzen herausdrehen. 



Dazu müssen wir bloß an sie heran kommen. Praktischerweise ist der Luftfilterkasten halb über den Ventildeckel gebaut so das dieser erstmal demontiert werden muss. Noch praktischer ist das er nur von einer Klammer und drei Plastiknasen in Gummiblöcken gehalten wird die mit mehr oder weniger viel Gewalt auseinander gezogen werden müssen. Anschließend die Halteschrauben (SW10) der Zündspulen lösen und die Spulen nach oben aus dem Loch ziehen. Die Kerze vom dritten Zylinder ließ sich nicht lösen, darum beschränken wir uns auf die anderen beiden; sie sehen ziemlich abgenutzt, verrußt und nass aus. Das heißt Sprit kommt schon mal im Zylinder an. Ob der Zündfunke trotz der Ablagerungen noch durchkommt und ob wir Kompression spüren, können wir ohne einen Helfer der den Schlüssel dreht während wir im Motorraum die Zündspule inkl. Zündkerze an den Motorblock halten bzw. der Finger im Zündkerzenloch steckt nur schwerlich testen. 



Darum belassen wir es jetzt und hier erstmal dabei sie kurz zu säubern und wieder einzubauen. Auch beim nächsten Startversuch will der Motor nicht anspringen. Was uns noch aufgefallen ist; der Ölstand ist über der Maximal Markierung und der Kühlwasserstand eher am unteren Limit. Das Öl sieht aber nicht danach aus als ob sich hier Wasser vermischt hätte. Und wenn die Zylinderkopfdichtung kaputt wäre, so das ein Zylinder mit Kühlwasser vollgelaufen ist, würden wir erwarten das der Anlasser den Motor gar nicht durchdrehen kann. Als letzten schnellen Test lesen wir noch den Fehlerspeicher vom Motorsteuergerät aus. Dieser hat keine neuen Informationen für uns. Ob der Pannendienst den Fehlerspeicher eventuell bereits ausgelesen und gelöscht hat wissen wir leider nicht. Jetzt machen wir erstmal Feierabend und organisieren den Abtransport. 



Leider kann der Suzuki nicht so einfach zur Ausfahrt und raus auf die Straße geschoben werden, dazu müssten wir in diesem genialen Parkhaus erstmal zwei Rampen hoch fahren und danach wieder zurück runter ins Erdgeschoss - wo wir jetzt schon stehen, aber nach einem Telefonat mit dem Parkhauswächter wird uns die Einfahrt-Schranke geöffnet so das der Wagen auf dem kurzen Weg raus kann. Bis auf ein gerissenes Abschleppseil gelingt der Zugversuch bis auf einen Parkplatz außerhalb der Stadt ohne Probleme. Von dort holen wir den Splash am nächsten Tag zu uns nach Hause. Mittlerweile reichen die Theorien von einem defekten Anlasser über korrodierte Stromkabel, Lagerschaden im Motor bis hin zu einem überhöhten Ölstand der die Kurbelwelle im Motorblock abbremst. 



Auf Spekulationen lassen wir uns nicht ein, darum testen wir jetzt in unserer heimischen Garage erstmal all die Sachen für die uns vorher die Möglichkeiten gefehlt haben. Das heißt auch die letzte widerspenstige Zündkerze zu lösen. Das gelingt mit einer großen Knarre auch, nur kommt gleich das halbe Gewinde vom Zylinderkopf mit raus. Schöne Bescherung, aber gerade nicht unsere größte Sorge. Mit einer zweiten Batterie und Starthilfekabeln testen wir jetzt erstmal die Zündanlage. Nachdem alle Kerzen mit der Lötlampe freigebrannt sind haben sie tatsächlich einen Zündfunken gebracht, nicht super stark aber es müsste reichen. Der anschließende Kompressions-Schnelltest verlief leider nicht so erfreulich. Auf dem ersten Zylinder spürten wir keinerlei Saug- oder Druckschwankungen wenn der Motor gestartet wird. So kann dieser Zylinder definitiv nicht mit arbeiten. 



Das erklärt aber nur einen Teil des Problem denn die anderen beiden Zylinder sind zumindest augenscheinlich in Ordnung. Ein Blick mit dem Endoskop in die Brennräume liefert hoffentlich Antworten, auch darauf warum der erste Zylinder komplett tot ist. Neben großflächigen Ablagerungen auf der Kolbenoberfläche und mehr oder weniger großen Pfützen von Kondenswasser und Kraftstoff sehen wir nur eine wirkliche besorgniserregende Sache; ein Lock mitten im ersten Kolben. Damit wäre diese Frage schon mal beantwortet. Damit ist dieser Motor wohl offiziell abgeschrieben. Ab jetzt treibt uns nur noch die Neugierde voran. Mit Pressluft blasen wir so gut wie möglich die Rückstände aus allen Zylindern und reinigen nochmal die Zündkerzen. Dank etwas Glück und viel Feingefühl gelingt es die Kerze vom ersten Zylinder in den Gewinderest vom Dritten zu schrauben. Gerüchteweise könnte er damit funktionieren. 



Da der Anlasser trotz allem nicht in der Lage ist den Motor schnell durchzudrehen, laden wir erstmal die Batterie eine Nacht lang auf und versuchen den Suzuki am nächsten Morgen mit einem zweiten Auto anzuschleppen. Vielleicht bekommen wir den Motor so auf eine passende Drehzahl damit er zumindest ein letztes Mal auf ein oder zwei Zylindern anspringt. Leider ging dieser Plan nicht auf. So oder so wartet der kleine rote Suzuki jetzt nicht auf einen neuen Motor sondern auf den Autoverwerter - die Karosserie und der Rest vom Auto rechtfertigen die Kosten und Mühen für einen Austauschmotor einfach nicht mehr. 



Wie das Loch in den Kolben gekommen ist bleibt leider ein Rätsel. Bei 146tkm sollte der Motor eigentlich noch lange nicht am Ende sein. Der akute Wartungsstau macht es bestimmt nicht besser, aber auch das dürfte bei einem derartig un-ausgereiztem Aggregat nicht einfach zum Exitus führen. Vielleicht war ein Injektor verstopft so das der Zylinder stark abgemagert und daraufhin zu heiß geworden ist?

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