Montag, 15. Oktober 2018

Mit der SR500 unterwegs


Was soll man bloß machen wenn es nichts mehr zu schrauben gibt und das Motorrad fürs erste keine weitere Zuwendung braucht? Die HU ist gemeistert. Die Elektrik wieder funktionsfähig und der Kraftstoff im Tank droht bald schlecht zu werden weil niemand mit der Maschine fährt. Da gibt es nur eine einzige wirkungsvolle Lösung: fahr mit dem Ofen! Wozu sind sie sonst gebaut worden?



Exakt und genau so so verlief der Gedankengang als Simons SR500 das erste Mal seit der kurzen Spritztour zur Prüfung wieder aus ihrer Ecke in der Garage ins Freie geschoben wurde. Wer sich nicht mehr daran erinnern kann; die Fahrtstrecke betrug knapp 10km und unterwegs ging direkt mal so der Motor aus und ließ sich erst nach einigen Versuchen wieder in Gang bringen. Wer weiß wo wir stehen bleiben wenn wir uns weiter von Zuhause weg bewegen und sowas nochmal passiert?


Aus diesem Grund soll die erste Tour auch nur ein bisschen länger werden. Bis zum regionalen Motorradtreffpunkt sind es keine 50km. Da kann man ruhig was riskieren. Mit der R1200GS im Rückspiegel machen wir uns auf den Weg. Das Wetter ist gut und ausnahmsweise ist es in diesem Sommer nicht viel zu heiß um draußen zu sein. So waren wir auch nicht die einzigen Motorradfahrer die sich auf den Weg zum Biker-Treffpunkt gemacht haben. Leider lief der Motor wieder nicht zuverlässig und musste Unterwegs vier Mal neu gestartet werden. Aber irgendwann kamen wir doch an und suchten uns einen freien Parkplatz. Unter den geschätzten 200 Maschinen befanden sich auch drei weitere Yamaha SR500 Modelle. Eine mit 55tkm auf der Uhr und eine mit 66tkm, beide trugen die Spuren der Zeit und lassen die Vermutung zu, dass hier noch alles original ist.


Simons SR mit ihren gut 23tkm ist im Vergleich dazu noch ganz frisch und hat ihr Leben erst vor sich. Hoffen wir einfach mal das auf den nächsten 30tkm nichts anderweitiges ergeben wird. Ansonsten bestünde immer noch die Möglichkeit alle Teile bis zur letzten Schraube zu zerlegen und von Grund auf neu aufzubauen. So geschehen bei einer weiteren SR500 die ebenfalls am Biker-Lokal stand. Wie der Fahrer zu berichten hatte, wurde der modelltypische Ölverbrauch durch diese Revision nicht nennenswert verringert. Damit muss man sich wohl abfinden wenn man diesen Einzylinder fährt.


Und abgesehen von ein paar kleinen Detailmängeln steht Simons Maschine noch ganz gut da. Einmal gründlich den Lack und alle Chromteile aufpolieren und schon sieht das Teil 20 Jahre jünger aus. Vielleicht ist das auch gar nicht erforderlich, wenn die noch geheimen Pläne in die Tat umgesetzt werden sollten und ein paar Umbaumaßnahmen durchgeführt werden. Wenn das wirklich passiert, werden wir davon selbstverständlich berichten. Aber hier und jetzt wollen wir einfach alles so lassen wie es ist und weiterfahren. Wo wir gerade beim Thema sind, auf der Fahrt nach Hause ging der Motor nur ein einziges Mal ungewollt aus, beim zurückschalten vor einer Ampel fiel die Drehzahl zu weit ab und der Motor blieb stehen - direkt vor einer Polizeikontrolle. So musste wieder mehrmals gekickt werden bis der Einzylinder wieder lief. Das kann so nicht bleiben.


Am nächsten Sonntag bot sich die Gelegenheit direkt eine weitere Ausfahrt zu unternehmen. Dieses Mal ein gutes Stück weiter weg und ohne Begleitung. Auch wenn der Motor bei niedriger Drehzahl und im Leerlauf gerne mal ohne Vorwarnung abstirbt, so konnte er doch mit einigen Fehlerversuchen in jedem Fall wieder zum Laufen gebracht werden. Im aller schlimmsten Fall ist jemand erreichbar der Mensch und Maschine mit dem Motorradanhänger aufsammeln und nach Hause bringen kann. Zur Vorbereitung für diese Tour mussten noch ein paar Vorbereitungen getroffen werden. Die Antriebskette benötigt dringend neues Kettenfett und der Motor einen Schluck Öl.


Außerdem wollen wir ein kleines Experiment machen. Wenn man lange genug mit höherem Tempo fährt und dann schlagartig das Gas zurücknimmt sprotzt und ploppt es aus dem Auspuff. Wir vermuten dass es eine undichte Stelle im Auspuffrohr gibt durch die Frischluft ins Abgas gelangt und dort mit den unverbrannten Kraftstoffrückständen eine Nachverbrennung stattfindet. Damit sowas in Zukunft nicht mehr passiert, wurde die Verbindungsstelle zwischen Krümmer und Schalldämpfer mit Dichtmasse eingeschmiert. Sieht nicht schön aus, aber für unsere Testzwecke genügt es allemal.


Frisch geschmiert und neu abgedichtet beginnt der Tag. Mit zwei Tritten auf den Kickstarter und der passenden Stellung vom Chokehebel springt der Motor an und läuft mit knapp 2500 upm im Stand. Alternativ hat sich die Warmstartfunktion für diese Zwecke ebenfalls als brauchbar herausgestellt. Allerdings besteht dabei der Nachteil, dass der Hebel automatisch beim zurückdrehen des Gasgriffs wieder in die normale Stellung. Dabei besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit das der Motor immer langsamer läuft und bei rund 1000 upm einfach aus geht. Vorläufig kaschiere ich dieses Problem dadurch das  der Choke auch bei betriebswarmem Motor immer noch minimal aktiviert ist. Langfristig muss der Vergaser sicherlich zerlegt, gereinigt und neu eingestellt werden.


Heute stört mich diese Tatsache nicht weiter und die Fahrt kann fortgesetzt werden. Erst zum Dorffest mit Oldtimertreffen und anschließend zum Mercedes Youngtimer Händler ein paar Dörfer weiter. Jetzt kann die Yamaha mal zeigen wie gut sie wirklich ist. Im Schleichgang durch die Siedlung und am Ortsausgang wieder alle 27 Pferdestärken auspressen. Dabei klappert und vibriert der Motor schon ganz ordentlich und weckt Erinnerungen an die rote BMW F650, mit dem damals alles angefangen hat.
 
Am Ende des Tages stehen gut 200km auf dem Tacho und beim abschließenden Tankstopp ermitteln wir einen Verbrauch von knapp 4,3l/100km. In Anbetracht des Alters kein katastrophaler Wert. Vielleicht kommen wir in der Zukunft nochmal dazu ein paar Ausfahrten mit der SR zu machen.

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