Freitag, 24. Juli 2020

Jimny Invasion im Fursten Forrest


Jeder Grund ins Gelände zu gehen ist ein guter Grund. Nach fast einem Jahr Wartezeit versuchen wir nochmal in den Fursten Forrest zu kommen. Vielleicht lassen sie uns ja dieses Mal rein. Dann kann die Jimny Invasion Fürstenau 2020 beginnen. Mit den neuen M/T Reifen und ein bisschen Erfahrung aus dem Sandkasten im Extertal sollten wir gut gerüstet sein. Für alles weitere haben wir Bergegurte und Schaufeln im Kofferraum dabei. 



Natürlich fahren wir nicht allein nach Fürstenau, das wäre auch eine sehr mikrige Invasion. Mit dabei sind Sascha, Peter, Chris und Stefan nebst Beifahrer/Copilot. Das Spektrum reicht vom nahezu serienmäßigen Jimny mit anderen Reifen (alle A/T bis auf einmal M/T) bis hin zu höhergelegten Exemplaren (+50mm) mit Schutzplatten am Unterboden. Genau so breit gefächert ist die Spanne an Fahrerfahrung, manche sind zum ersten mal im richtigen Gelände, andere schon seit Jahren mit diversen Fahrzeugen abseits der Straßen unterwegs. Angeblich soll im Fursten Forrest trotzdem jeder auf seine Kosten kommen, egal welches Fahrzeug und welche Vorkentnisse man mitbringt.


Geplant ist die Abfahrt am Samstag morgen gegen 8h und Heimfahrt irgendwann am Sonntag. Bis dahin muss das Auto vorbereitet werden. Also erstmal die originalen Alufelgen mit Bridgestone Dueler H/T runter werfen und die BFGoodricht M/T drauf. Damit im Kofferraum ausreichend Platz für die Camping und Offroad Klamotten ist muss erstmal das ganze Werkzeug für den Arbeitsalltag raus. Dann ist der Kofferraum auch wieder etwas sauberer, wobei wir dieses Mal nicht im Auto sondern im Zelt schlafen wollen. Für eine Nacht muss die Minimalversion mit Wurfzelt, Isomatte und Schlafsack ausreichen. Samstag Abend wollen wir grillen also kommt auch noch eine elektrische Kühlbox für Essen und Getränke mit. Wie praktisch das im Kofferraum eine 12V Steckdose ist.


Falls unterwegs jemand spontan getauft oder die Hände gewaschen werden müssen, nehmen wir einen 10L Kanister mit. Theoretisch haben wir jetzt alles im Kofferraum so verstaut das es nicht nach vorne rutschen oder umfallen kann. Für Fahrten auf normalen Straßen sollte das ausreichen, aber nicht im Gelände über Stock und Stein oder mit großen Steigungen. Jetzt wären ein paar Zurrösen im Kofferraum Gold wert. Den exorbitanten Aufpreis für originale Suzuki Ösen wollte ich damals nicht zahlen und bin auch heute nicht bereit dafür. Stattdessen kommen einfache M6 Augenschrauben in die serienmäßigen Gewindelöcher unterhalb der Seitenfenster. Mangels passender Spanngurte kommt die gute Wäscheleine und Pfadfinderknoten zum Einsatz. Langfristig arbeiten wir noch an diesem System. Für dieses Wochenenede muss es erstmal genügen. Um den Teppich zu schützen müssen einige Mülltüten unter den Gummimatten ausreichen.


Frisch gestärkt starten wir am Samstag morgen richtung Fürstenau. Die Samurari Crew (Stefan+Kerstin) fährt vorraus und wir folgen unauffällig. Das CB Funkgerät erlaubt uns in Verbindung zu bleiben wenn der Abstand mal größer wird. Mit gemütlichem Tempo sind wir kurz vor 10h am Fursten Forrest angekommen und dürfen direkt durch die Einlasskontrolle. Dank Corona muss man sich immer im Vorraus online anmelden, dafür geht hier jetzt alles schneller. Aufkleber auf die Frontscheibe und schon sind wir drin. Hier wartet schon der zweite Jimny (Chris, grün) auf uns. Jimny 3 (Sascha, grau) und 4 (Peter, gelb) kommen erst gegen Mittag, also können wir schonmal vor fahren und den Park erkunden. Nur noch schnell die Nummernschilder abnehmen oder mit Kabelbindern sichern und zumindest der Beifahrer sollte sich Gummistiefel anziehen.


An den Waschplätzen vorbei durch den zweiten Zaun gehts ins eigentliche Offroadgelände. Zunächst noch auf einer ausgebauten Betonstraße gelangen wir als erstes zur Panzerstrecke. Hier kann jeder gegen Bezahlung mit einem Panzer den Rundkurs befahren. Autos und Quads sind ebenfalls erlaubt, aber die Kettenfahrzeuge haben immer vorrang. Für den Anfang bietet diese Strecke schon viele verschiedene Hindernisse und Aufgaben. Wasserlöcher unbekannter Tiefe, Verschränkung, Stufen, Sandboden und die Hügel, wobei Letztere dank des kurzen Radstand für keinen der Suzukis irgendwelche Probleme darstellen. Dafür zeigte sich an einer kleinen Kuppe direkt der Unterschied zwischen serienmäßigem und höherem Fahrwerk; während unser Jimny mit zwei Personen und Gepäck seine Schwellerverkleidung geräuschvoll rasiert, kommt der Grüne ohne Bodenkontakt auf die andere Seite. Ein paar stabile Rockslider oder Schwellerschutzrohre wären hier nützlich.


Nach einigen Runden auf der Panzerstrecke sind auch die letzten beiden angekündigten Jimnys eingetroffen. Möglicherweise kommen im Laufe des Tages noch weitere aber darauf wollen wir uns nicht verlassen. Jetzt sammeln wir uns auf dem Campingplatz, errichten die ersten Zelte und den Pavillion, wer weiß wie voll es hier später ist. Anschließend fahren die vier Jimnys und der Samurai nochmal ein paar Runden Panzerstrecke um danach das restliche Gelände zu befahren. Im Norden und Süden befinden sich jeweils große Sandflächen und dazwischen dichter Wald mit mehr oder weniger vielen Wasserstellen. Bis jetzt sind wir immer im Gänsemarsch dem Samurai gefolgt, objektiv das beste Fahrzeug mit den kompetentesten Insassen um Wasserlöcher auszuloten, andere Autos zu bergen oder durch Engstellen zu dirigieren (dafür nochmal Danke!).


In der Sandgrube verteilt sich die Gruppe jetzt etwas. Jeder kann machen was er will; durch den Sand fahren und Staub aufwirbeln, die Auffahrten hochfahren und dann durch die Schluchten wieder zurück oder im bodenlosen Schlamm rund um die Wasserlöcher wühlen. Ja oder man versucht den Quads zu folgen die es irgendwie mitten durch das Wasserloch schaffen. So schwer kann das ja wohl nicht sein, sollte man meinen. Leider stellte sich dann herraus das 1. ein grauer Jimny trotzdem kein U-Boot ist, 2. Wasserlöcher gemein sind, 3. eine Anhängekupplung am Geländewagen sehr nützlich sein kann. Die ganze Sache dauerte keine fünf Minuten;  der graue Jimny fuhr durch das Wasserloch und blieb stecken, das Heck versank im Wasser und der Innenraum lief voll, Rückwärts konnte der Wagen nicht einfach rausgezogen werden weil die Abschleppösen weit unter Wasser sind und keine Anhängekupplung montiert ist. Bei vielen Fahrzeugen haben die Fahrer ihre Bergegurte schon im Vorraus montiert und an der Motorhaube oder Heckklappe fixiert - jetzt wissen wir auch warum.


Erst der Samurai mit seiner Seilwinde konnte den Jimny vorwärts aus dem Wasser ziehen. Der Kofferraum und Fußraum steht voll mit brackigem Wasser, aber immerhin läuft der Motor noch. Für diesen Wagen und seine Besatzung ist das Wochenende wohl gelaufen. Die anderen fahren weiter durch den Fursten Forrest zum Canyon. Diese Sektion im Wald ist für die kleinen Autos und bei trockenem Wetter keine wirkliche Herausforderung. Spaß macht es trotzdem zwischen den Bäumen umher zu kurven und immer wieder neue Wege zu wählen. Als nächstes wollen wir noch zum südlichen Sandgelände; hier sollte es keine Wasserlöcher geben, dafür Sanddünen und Hügel die überwunden werden wollen. Bis jetzt hatten wir noch keine Traktionsprobleme mit den M/T Reifen, wobei das trockene Wetter uns zur Gute kommt. Im Sand spielen neben den Quasds und Geländewagen auch Pickups mit Wohnkabine und ausgewachsene Fernreise-Lkw mit.


Die Verbindungsetappen zwischen den einzelnen Sektionen führen wieder mitten durch den Wald, ohne Karte kann man sich hier schon mal kurz verlaufen. Erschwerend kommen die Wasserdurchfahrten dazu die sich nicht immer umfahren lassen. Dann muss der Beifahrer aussteigen und durchs Wasser laufen um die Tiefe zu prüfen. Lieber Stiefel voller Wasser als das Auto. Während wir unterwegs sind meldet sich die Besatzung vom grauen Jimny; der Motor kocht über und aus dem Kühlergrill steigt Dampf auf. Besser wir machen uns auf den Rückweg zum Camp. Unterwegs sahen wir noch zwei graue und einen schwarzen Jimny. Insgesamt befanden sich also sieben Jimnys im FF. Vielleicht sind im nächsten Jahr nochmehr Würfel dabei. Ein letztes schlammiges Wegstück galt es noch zu passieren und dort kam es zu einer kleinen Premiere; wir ziehen ein anderes Auto frei! Sonst brauchen wir immer Hilfe und nicht andersherum. Bei kleinen Fahrzeugen reicht die Kraft und Traktion unsers Jimny aus, ansonsten wäre ein längerer elastischer Bergegurt hilfreich.


Vor Ort im Camp sieht die Sache so aus; nach der unfreiwilligen Badeaktion fuhr Sascha noch eine Runde durch das Sandgelände, vielleicht auch etwas schneller, und dabei wurde der Motor sehr warm, die Klimaanlage kühlte nicht mehr und dann kam Dampf unter der Haube hervor. Daraufhin hat er den Motor abgeschaltet und sich zurück ins Camp abschleppen lassen. Ein Blick unter die Motorhaube liefert die wahrscheinliche Erklärung; der Kühler sitzt mit Schlamm zu und der E-Lüfter läuft nicht. Vielleicht hilft es ja schon den Kühler gründlich auszuwaschen. In jedem Fall ist es bald 17h und dann schließt das Offroadgelände. Da der Teppich recht schnell ausgebaut ist, fangen wir schonmal an das Wasser aus dem Fußraum abzulassen, dafür sind auf jeder Seite Gummistopfen im Bodenblech. Als wenn Suzuki gewusst hätte das sowas mal passieren würde.


Die restlichen Zelte sind schnell aufgebaut und der Grill heizt auch schon auf. Trotz der holperigen Fahrt ist das Bier in der Kühlbox nicht völlig aufgeschäumt und kann direkt eiskalt genossen werden. Nach einem Tag draußen in der Natur schmecken die Würstchen vom Grill gleich noch viel besser. Zur Erleuchtung unseres Camp nutzen wir den LED Scheinwerfer hinten an unserem Jimny. Hat sich schon bezahlt gemacht die Schaltung der AHK Dose zu ändern. Die Nacht ist kurz und bedingt erholsam da auf den restlichen Parzellen bis spät in die Nacht Party gemacht wird. Sonntag morgen begeben wir uns ins UFFZ zwecks Frühstücksbuffet. Danach reisen die anderen Jimnys wieder zurück nach Hause. Sascha hat leihweise einen OBD2 Dongle dabei damit er die Kühlwassertemperatur im Auge behalten kann. Dafür ist Frank mit seinem Nissan Navara heute für einige Stunden im Fursten Forrest.


Schauen wir doch mal wie gut sich ein ausgewachsener Pickup im Vergleich zum Jimny schlägt. Aufgrund des längeren Radstand in Verbindung mit relativ geringer Bodenfreiheit strauchelt der Nissan schon am ersten Hügel auf der Panzerstrecke. Die tief montierten Trittstufen machen es nicht wirklich einfacher. Nur diagonal kann die Kuppe überquert werden ohne hängenzubleiben. In Wasserlöchern gibt es keine wirklichen Probleme und im Canyon muss man einfach öfter vor und zurück rangieren um die engen Kurven zu meistern. Wirklich glücklich ist der Wagen im Sand - solange keine Dünen zu überqueren sind, dann reicht die Zugkraft eines Jimny oder Jeep Wrangler nicht aus um ihn wieder zu befreien obwohl wir mit Schaufeln und Sandblechen gearbeitet haben. Bloß gut das es immer noch dickere Fische gibt die uns weiterhelfen können. Einen Unimog stellt die Bergung vor keine große Herausforderung.


Für die Zukunft wären ein deutlich höheres Fahrwerk oder ein besser geschützter Unterboden sicher hilfreich - sowohl beim Jimny als auch beim Navara. Wenn die Gelegenheit besteht wollen wir nochmal den grauen Jimny mit Trekfinder und den grünen Jimny mit OldManEmu Fahrwerk im direkten Vergleich testen. Spätestens wenn wir im nächsten Jahr wieder zurück in den Fursten Forrest kommen. Inklusive An- und Abreise sowie zwei Tagen mit nahezu konstant Laufendem Motor für die Kühlbox und Klimaanlage (offene Fenster sind im Gelände keine gute Idee) betrug der Durchschnittsverbrauch 10.5L ein neuer Höchstwert für diesen Wagen. Gemessen am Spaß den wir hatten sicher nicht zu viel.

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