Es ist als würde uns ein Familienmitglied verlassen. So ungefähr könnte man die Verabschiedung des roten VW T4 Multivan beschreiben als er mit seinem neuen Besitzer ins nächste Kapitel seines hoffentlich noch langen Autolebens verschwand. Den (voraussichtlich) größten Teil dürfte er aber mit ziemlicher Sicherheit bei uns verbracht haben. Und viel erlebt hat er auch, viele schöne aber auch weniger schöne Ereignisse.
Irgendwann wurden die Kinder Erwachsen und machten den Führerschein. Die ersten komplett selbstständigen Fahrten erfolgten natürlich im Familien-T4. Zwar nicht so cool wie ein Golf GTI aber dank Automatik Idiotensicher und äußerst Praktisch für diejenigen im Freundeskreis die noch keinen Lappen oder Auto haben und auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen sind. Auch diesen Job machte der Bulli klaglos mit bis alle Kinder (endlich) ein eigenes Auto hatten. Eigentlich wäre das der logische Zeitpunkt gewesen um sich was kleineres sparsameres und vernünftigeres zu kaufen. Allein durch die horrende Kfz-Steuer wäre so ziemlich jedes andere Auto günstiger gewesen. Bei 2.5l Hubraum und Euro2 Abgasnorm waren es im Jahr rund 400€. Immerhin hielten sich die Kosten für die Versicherung in Grenzen da in all den Jahren kein einziger Unfall verursacht wurde.
Das lag vielleicht auch daran dass der Bulli mit seinen 102 Dieselrössern unter der Motorhaube beim besten Willen nicht zum schnell fahren verleitet. Diese Tatsache in Verbindung mit der hier im Gegensatz zu fast allen anderen T4 nie verbauten Anhängekupplung, hat vermutlich dazu geführt dass das Automatikgetriebe welches für seine Anfälligkeit bekannt ist erst bei rund 140.000km anfing Probleme zu machen. Auch jetzt kam wieder die Frage auf; verkaufen oder reparieren. Oder reparieren und dann verkaufen? Wie viel kann man für einen ansonsten gut gepflegten, aber 15 Jahre alten T4 mit Getriebeschaden noch verlangen? Letztendlich wurde in den sauren Apfel gebissen und für mehrere tausend Euro das Getriebe bei einem Spezialisten hinter Hamburg zerlegt, überholt und wieder eingebaut.
Subjektiv fuhr der Bulli damit wieder genau so gut wie vorher, nicht besser aber hoffentlich langlebiger mit einer geänderten Steuerung die das fragile Getriebe besser vor dem hohen Drehmoment des Turbodiesel schützen soll. Zumindest bis zum Verkauf hat das tatsächlich auch funktioniert. Wobei der Wagen seit der Reparatur gefühlt noch mehr geschoben und geschont wurde als vorher. Die Angst vor einem neuen Schaden fuhr einfach immer im Hinterkopf mit. Tatsächlich sind in der ganzen Zeit sonst fast nur normale Wartungs- und Verschleißreparaturen erforderlich gewesen. Mal die Bremsen und Reifen, wobei letztere eigentlich immer nur Aufgrund ihres Alters erneuert wurden, nie weil sie wirklich abgefahren waren.
Der kaputte Turbolader im Jahr 2016 konnte dank geliehenem und modifiziertem Spezialwerkzeug selbst getauscht werden. Auch hier dürfte eher das Alter als die tatsächliche Laufleistung Grund für den Schaden gewesen sein, bei 140.000km und normaler Fahrweise müsste ein Turbolader eigentlich noch nicht ins Gras beißen. Das kaputte Türschloss ist wieder so ein typischer T4 Fehler der sich dank der klugen Köpfe im Internet mit einfachen Hausmitteln preiswert reparieren lässt. So kann man einen älteren VW auch auf der Straße halten. Oder die durchgescheuerte Leitung für die hintere Klimaanlage welche statt eines teuren Ersatzteils nur eine Schneidringverbindung brauchte um wieder dicht und funktionsfähig zu sein. Das ist wohl einer der größten Vorteile dieser Baureihe; für fast jedes beliebige Problem gibt es in irgendeinem VW-Forum die passende Reparaturanleitung und Tipps für den Heimschrauber. Schlecht wenn man es braucht, gut das es sowas gibt.
Die nächsten Jahre lief der Bulli weiterhin ohne großen Aufheben, meist weniger als 6000km im Jahr. Nur mit einer Person und einem kleinen Hund an Bord machte es objektiv noch weniger Sinn als bisher. Aber die Umgewöhnung an ein neues Auto fällt nach so langer Zeit echt schwer wenn man es nicht wirklich will. Trotzdem wurde es jetzt langsam Zeit Platz für etwas Neues zu machen. Wobei die Kriterien schon genau fest standen; hoch Sitzen, sparsam im Verbrauch und Unterhalt, mit Platz und vielleicht wenn möglich auch als Zugfahrzeug brauchbar. Ein erster Favorit war die XA4 Generation vom Toyota RAV4 als Hybrid. Leider dann doch zu teuer, verhältnismäßig durstig und nur mit Allradantrieb als Zugfahrzeug interessant. Dann doch eine Nummer kleiner.
Beim roten Bulli stehen die Chancen dafür deutlich besser. Immerhin hatte er beim Verkauf bereits 175tkm auf dem Zähler und soll in Zukunft als Festival und Campingmobil dienen. Eine Markise sowie Zusatzscheinwerfer sind auch direkt montiert worden. Nur ob das Automatikgetriebe mit der ebenfalls nachgerüsteten Anhängekupplung glücklich und lange Leben wird wollen wir lieber nicht versprechen. In jedem Fall wünschen wir allen Beteiligten viel Spaß und gute Fahrt mit ihren neuen alten Vehikeln.









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